Mit der Einführung einer Quote für den öffentlich geförderten Wohnungsbau von derzeit 30% in Neubaugebieten gewinnt die Aufgabe an Bedeutung, je nach Lage und Wohnungsmix die Bedarfe für soziale Infrastruktur zu ermitteln und frühzeitig in Planungsprozesse einzusteuern. Im Rahmen der Förderschiene „Quartiere im Werden“ werden derzeit zwei Maßnahmen gefördert.
Am Beispiel des bereits überwiegend entwickelten Neubaugebietes Überseestadt wird durch praktische sozialräumliche Interventionen ermittelt, wie dieses Quartier hinsichtlich der nachbarschaftlichen Entwicklung, des sozialen Zusammenhalts und der Chancengleichheit unterstützt und so im Entwicklungsprozess gefestigt werden kann.
Zur Stärkung des sozialen Zusammenhalts und zur Begleitung des weiteren Ausbaus der Infrastruktur in der Überseestadt wurde im Jahr 2021 der Verein Kultur vor Ort e.V. als "Quartiersentwickler“ eingesetzt. Der beauftragte Träger verknüpft als Netzwerkkoordinator unterschiedliche Bewohner- und Akteurs-Milieus der Überseestadt miteinander und identifiziert gemeinsame Interessen. Dies erfolgt z.B. über gesellschaftliche Events, kulturelle Veranstaltungen und den Aufbau von gemeinschaftlich nutzbaren und kuratierten Räumen. Mittelpunkt der praktischen Quartiersarbeit ist der Quartierstreff „jetzt hier“. Die Quartiersbeauftragte vor Ort, Svenja Weber vom Verein Kultur vor Ort e.V., betreut den Quartierstreff, steuert die Angebote vor Ort und leistet Entwicklungsarbeit für die soziale Infrastruktur in der Überseestadt.
Parallel zu dieser praktischen Arbeit soll die Frage nach Infrastrukturbedarfen in Neubaugebieten bereits im Planungsstadium beantwortet werden. Hierzu wird im Rahmen einer Studie, die sich auf mehrere in Planung und Entwicklung befindliche Neubaugebiete erstreckt, ermittelt, wie bereits frühzeitig die Bedarfe sozialer Infrastruktur quantifiziert und in Planungsprozessen berücksichtigt werden können. Unter Einbeziehung der infrastrukturellen Ausstattung des umgebenden Stadtteils wird geprüft, welchen Beitrag das neue Gebiet zur Stadtteilentwicklung leisten kann, aber auch, welche soziale Infrastruktur durch endogene Nachfrage aus dem Gebiet selbst heraus erforderlich ist. Gegenstand der Untersuchung sind neben der Überseestadt auch das Tabakquartier (Woltmershausen), die ehemaligen Betriebsflächen von Coca-Cola und Könecke (Hemelingen), das Scharnhorst- oder das sog. Kornquartier (Neustadt).