Das Gebiet. Die Überseestadt besteht aus den Flächen rund um die Becken des ehemaligen und inzwischen verfüllten Überseehafens sowie des Europahafens und des Holz- und Fabrikenhafens. Sie ist der jüngste Ortsteil Bremens und wurde als schnell wachsendes Quartier aus den Hafengebieten aus- und in den Stadtteil Walle eingegliedert. Mit der Bebauung und Umwidmung des ehemaligen Hafengeländes stellt die Überseestadt eines der größten aktuellen Bauvorhaben Deutschlands dar. Der hohe Anteil an gefördertem Wohnungsbau sowie im Gebiet gelegene Unterkünfte für Geflüchtete führen zu einer sozialen Mischung mit sehr breitem Spektrum. Entsprechend hoch ist der Beratungs- und Handlungsbedarf aus sozialräumlicher Perspektive.
Die Förderung. Im Jahr 2021 ist die Überseestadt in das Landesprogramm "Lebendige Quartiere" aufgenommen worden. Zur Stärkung des sozialen Zusammenhalts und zur Begleitung des weiteren Ausbaus sozialer Infrastruktur in der Überseestadt wurde im Anschluss an ein Interessenbekundungsverfahren im Jahr 2021 der Verein Kultur vor Ort e.V. als "Quartiersentwickler“ eingesetzt. Der beauftragte Träger verknüpft als Netzwerkkoordinator unterschiedliche Bewohner- und Akteurs-Milieus der Überseestadt miteinander und identifiziert gemeinsame Interessen. Dies erfolgt z.B. über gesellschaftliche Events, kulturelle Veranstaltungen und den Aufbau von gemeinschaftlich nutzbaren und kuratierten Räumen. Mittelpunkt der praktischen Quartiersarbeit ist das Quartierszentrum „jetzt.hier“. Durch sozialräumliche Interventionen wird ermittelt, wie ein Neubaugebiet hinsichtlich der nachbarschaftlichen Entwicklung, des sozialen Zusammenhalts und der Chancengleichheit unterstützt und so im Entwicklungsprozess gefestigt werden kann.
Im Laufe des Jahres 2024 soll der Quartierstreff „jetzt,hier“ größere Räume im Europaquartier beziehen, um soziale Infrastruktur, insbesondere in Form weiterer Träger, vor Ort zu bündeln und mehr Möglichkeiten für Beratungsangebote und Veranstaltungen an zentraler Stelle zu schaffen. Als zentrale koordinierende und aktivierende Stelle soll die Funktion der Quartiersbeauftragten dauerhaft erhalten bleiben. Unter städtebaulichen Gesichtspunkten sollte auf den Erhalt und die Weiterentwicklung von nutzungsoffenen Grünflächen im Quartier hingewirkt werden, um Begegnungsmöglichkeiten und Veranstaltungsorte als öffentliche Räume dauerhaft zu erhalten und dem freiräumlichen Defizit im Quartier entgegenzuwirken.